Nie hätte ich für möglich gehalten, dass unsere Heilmittel für Vögel auch einmal in Japan treue Verwender finden würden. Und das ergab sich wie von selbst:
Seit einigen Jahren haben wir eine Wiederverkäuferin in Berlin in unserem Kundenstamm. Sie fing mit einem unserer populärsten Artikel an, dem Mittel zur Stärkung des Immunsystems. Es folgten immer größere Bestellungen und dann erweiterte sich ganz allmählich das Sortiment.
Persönlich lernten wir uns bei der Interzoo 2016 kennen und wir sprachen eine Einladung in unseren Herstellbetrieb aus. Es wurde ein lebhafter und freundschaftlicher Besuch mit Geschäftsführerin und 2 weiteren japanischen Mitarbeiterinnen, die als Tierheilpraktikerinnen dort tätig sind.
Und dann stand im Raum, dass wir unsere Kundin bei einer ihrer regelmäßigen Reisen zu Kunden nach Tokyo begleiten sollten. Warum eigentlich nicht ?
Wir hatten von anderer Seite erfahren, dass die Homöopathie auch in Japan Fuß fasst und einen immer größer werdenden Anwenderkreis findet. Nicht zuletzt arbeiten wir mit einer bekannten Homöopathin zusammen, die selbst Mitglied der kaiserlich japanischen Homöopathiegesellschaft ist – als einzige Europäerin.
Wir erstellten eine Schulungs-DVD für den japanischen Markt, die verschiedene Aspekte der naturheilkundlichen Behandlung von Vögeln zeigt und unsere Firma vorstellt. Eine spannende Aufgabe, die wir mit professioneller Unterstützung gut lösen konnten.
Unsere Kundin organisierte einen Vortragsraum, viele Helfer und eine weitere Referentin, eine Akupunkturtierärztin für Vögel.
Und dann schließlich war es soweit. Wir trafen uns in Tokyo und fuhren zunächst mit dem Shinkansen, dem sensationell pünktlichen Schnellzug nach Kyoto, der alten Kaiserstadt.
Da man eine solche Reise nicht nur für zwei Tage machen kann und ich auch zum ersten Mal in Japan war, nahmen wir uns in den Tagen vor und nach dem eigentlichen Event noch Zeit, Japan touristisch zu entdecken. Egal wann und wo: die ausgesuchte Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und der respektvolle Umgang miteinander waren für mich der hervorstechendste Unterschied zur eigenen Kultur.
Bambuswald, Tempel, ausgedehnte Einkaufsstraßen aber auch ein traditionelles Badehaus sind mir in bester Erinnerung.
Zurück in Tokyo bereiteten wir uns auf einen langen Sonntag vor, gespickt mit Vorträgen, Einkäufen und Austausch der Vogelhalter unter sich. Ich war überwältigt von der Menge an Zuhörern, die wir hatten. Mit großer Disziplin und Geduld harrten die ersten schon vor dem Einlass in strömendem Regen aus, der Saal füllte sich immer mehr. Die emsigen Helferinnen trugen eigens bedruckte T-Shirts „Wir machen Vögel glücklich“ und kamen fast nicht nach mit registrieren, begrüßen, einweisen. In einem extra Raum waren alle Waren, die unser Importeur von deutschen Herstellern bezieht, aufgebaut, die Kauflust war groß. „Made in Germany“ ist hier begehrt und hoch angesehen.
Wir hatten natürlich auch unseren Beitrag geleistet mit Werbegeschenken, Vogelkalendern und Produktsets.
Die Impulsvorträge wurden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, teilweise mitgeschrieben.
Vorbereitete Feedback-Bögen gaben den Zuhörern die Möglichkeit, Fragen zu notieren, die gegen Ende allesamt vorgelesen und besprochen wurden. Unter großem Gelächter und Beifall wurden die Geschenke ausgelost und überreicht. Man spürte, dass hier engagierte und interessierte Vogelhalter zusammen kamen und neue Impulse gerne aufnahmen.
Das Treffen war perfekt vorbereitet und organisiert, dementsprechend positiv war auch die Resonanz. Für mich eine sehr bereichernde Erfahrung.
Nach 2 weiteren Tagen in der 80 Millionen Metropole Tokyo flog ich zwar etwas erschöpft aber voll mit überwältigenden Eindrücken zurück nach Deutschland. Wir haben den zweithöchsten Turm der Welt „erfahren“, wohnten am Park, der berühmt ist für die Hanami (Kirschblüten) Zeit, waren in Vergnügungsvierteln mit Kapselhotels, für die, die es nicht mehr nach Hause schaffen, bummelten in den größten Kaufhäusern der Welt … Die Olympiade 2020 ist bereits allgegenwärtig, man will die Hauptstadt und das Land in Top-Zustand präsentieren. Jedoch gibt es auch Stimmen, die befürchten, dass letzte Reste des alten, traditionellen nicht ganz so gestylten Tokyo damit verschwinden. Dies ist sicher auch nicht ganz unbegründet.
Ich habe viel gelernt über die Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten unserer Kulturen und würde die Reise jederzeit wieder unternehmen.
Christine Schell
November 2017