
Schon einige Jahre begleitet und beschäftigt mich nicht nur die große klassische, sondern auch die kleine regionale Theaterliteratur, die es in ihrer großen Vielfalt zu pflegen, auf der Bühne zu verwirklichen gilt. Einen besonderen Reiz hinter die Fassaden des Alltags und hinein in die Herzen der Menschen zu blicken, nehmen hierbei zusehends die Stücke ein, die sich mit den eigenen Wurzeln, wo komme ich her?, wo gehöre ich hin?, den Traditionen, dem Brauchtum, der Sprache, sprich Dialekt, der Region und Heimat, den Charakterstärken und Charakterschwächen der jeweiligen Landstriche befassen.
Leben wir nicht in einer der schönsten Regionen Deutschlands, in einer von Wald und Wiesen eingebetteten Ursprünglichkeit, deren Menschenschlag es versteht in den Orten, Städten und Gemeinden geschickt und auf elegante Weise Vergangenheit, das heißt Tradition und Brauchtum, und Zukunft, das heißt das begeisterte Zupacken, um Wirtschaftsstandorte und Bildungsstandorte mit entsprechender Infrastruktur zu gestalten, in einer lebenswerten und überaus liebenswerten Gegenwart zu vereinen, zu präsentieren und für unzählige Besucher zu öffnen?
Dazu gehört in den Gemeinden in den vergangen Jahren verstärkt das Amateur Theaterspiel, zur Freude der Beteiligten und zur Freude des Publikums im jeweiligen Einzugsgebiet. Schon lange werden Stückeauswahl Stückbesetzung sowie Regie, Choreographie und musikalische Leitung in Hände von Profis gegeben, die mit ihrer jeweiligen Amateurtruppe gute bis sehr gute Ergebnisse erzielen, sprich gute Inszenierungen mit präsenten vielfältigem Spiel darbieten können und somit nachhaltig für die kleinen Standorte, an denen Theater in der Region entstanden sind und entstehen, sorgen können. Dabei spielen auch Mundartstücke der jeweiligen Region eine große Rolle und auch diese erfreuen sich äußerster Beliebtheit, wenn auch mit Einschränkung für nicht hiesiges Publikum, allein der Verständlichkeit wegen.
Denn für Außenstehende wohnen hier im Badener Ländle zum Beispiel die Schwaben, „des muss mer denne halt zunägscht emol nachsähe, mit der Zeit lerne ses dann scho, dass des net so isch.“ Denn hier residieren die Badener, dem alemannischen Sprachgebrauch zugehörig, allerdings ebenso eigenständig und eigenwillig wie die Schwaben, „un des isch nix Schlechtes.“
Manch ein Langweiler z.B. wird im Badischen schnell zur Tranfunzel und gwiss net zur Bähmulle, wie die Schwabe sagen würden, „da muss ma scho grenzüberschreitend Bscheid wisse, sonscht hätt mer glei verlore…“
Ja Baden-Württemberger sind wir alle, aber die viele kleinen und feinen Unterschiede und Spezialitäten die wir uns nie und nimmer nehmen lassen, die machen uns ja mit aus, und geben zudem so herrlichen Stoff zum gegenseitigen Frotzeln. Und ob Spätzle jetzt aus der badischen oder eher aus der schwäbischen Küche kommen, „isch ja so was von egal, nur sinn se bei uns halt französisch anghaucht und des machts dann, un uns dazu, ä bissel feiner, gell?“
Der Schwarzwald hat etwas Uriges, zweifelsohne, die Menschen darin viel Bodenständiges, Direktes, Unverblümtes, oft auch etwas scheinbar Herbes, Verschlossenes, gar Brummiges, noch Überbleibsel der Vergangenheit, als die Menschen weit verstreut auf Einzelgehöften auf sich selbst gestellt ihr Leben meistern mussten? Dies ist Geschichte, die nachwirkt, charakterlich prägt. Jedoch wird Gastfreundschaft groß geschrieben, und so findet man auf diesem einladenden Wege herzlich und dauerhaft zusammen. Wer sich interessiert, einbringt, gehört schnell dazu, und wer sich für einen der zahlreichen Vereine und die Vereinskultur begeistern kann, findet noch rascher Anschluss an den Schwarzwälder und seinen Alltag, die Gepflogenheiten, und so blüht im Badischen besonders, mit starken Nachwuchsinteressenten die Vereinskultur des Theaterspielens in großer Vielfalt.
So habe auch ich mich seit Jahren schon neben meiner professionellen Tätigkeit als Regisseurin, Autorin und als Chefin des kleinen Sommertheaters im Baldreit in Baden-Baden, dem Amateurtheater in der Region mit Leib und Seele verschrieben.
Was bedeutet Amateurtheater eigentlich?
Nun, in Deutschland sind vereinsrechtlich organisierte Amateurtheater unter dem Bund Deutscher Amateurtheater und der Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater zusammengefasst. Darüber hinaus gibt es mundartlich orientierte Amateurbühnen und unzählige Kulturpädagogen, Schultheaterpädagogen, Theaterpädagogen, die sich einzelner Projekte und den ausführenden Gruppen annehmen. Die in Amateurtheatern Aktiven betonen gerne die Unterscheidung zum Laienspiel, und meiner Meinung nach zu recht, denn Laien spielen oft um eines Anlasses Willen Theater, zum Beispiel zu einem Fest oder zu Weihnachten, wobei die Amateure ihr Hauptgewicht auf das kontinuierliche Theaterspiel und die Erarbeitung desselben in Körpersprache Gestik, Mimik und Sprachgestaltung legen und möglichst viele Vorstellungen ihres Stückes präsentieren.
Meist ist die Palette der möglichen Stücke groß und behandelt alles, was das Menschsein und das miteinander leben so ausmachen. Werfen wir einen Blick auf die Burgbühne Oberkirch, deren künstlerische Leiterin, Regisseurin und Autorin ich bin.
Eine wunderbar gestaltete Freilichtbühne mit über 200 Plätzen in der Stadtmitte in einem ehemaligen Garten vor einem Stück alter Stadtmauer. Die Bühne wurde im Laufe von 25 Jahren durch Equipment Erweiterung, Ausbau der Zuschauertribüne, An- und Ausbau eines stehenden Grundbühnenbildes mit zig Erweiteruns- und Änderungsmöglichkeiten, zu einem richtig kleinen Schmuckstück im Herzen der Stadt. Die Zuschauer danken es durch regen Zustrom und unsere vielen auswärtigen Zuschauer finden uns leicht! Bei schlechtem Wetter und im Winter spielen wir im Innenhaus, dem ‘s freche hûs, mit „nur“ 100 Plätzen. Unzählige Menschen gehen hier dem sehr intensiven Freizeitvergnügen nach und bewältigen nicht nur Klassiker, Revuen und Musicals sondern auch alle weiteren Arbeiten, die anfallen. Handwerklich besondere schwierige Umsetzungen werden in erster Linie vom ersten Vorsitzenden Arthur Hilberer unter geringer Zuhilfenahme von Fachkräften erstellt.
Die Requisiten werden nach einer von der Regisseurin vorgelegten Liste zusammengetragen, gefertigt oder aus dem eigenen Fundus zusammengesucht.
Kostüme werden nach entsprechender Vorlage durch die Regie mit notwendigem Bildmaterial etc. neu genäht, Funduskostüme dementsprechend geändert oder ergänzt. Einzelkostüme werden teilweise auch von befreundeten Nachbarbühnen geliehen. Oberaufsicht über die Kostümgestaltung in Sachen Stil und Umsetzung des Gewünschten, hat Jeannette Graupe, die auch die gesamt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit leistet.
Ja und dann wird geprobt und geprobt und geprobt eigentlich das ganze Jahr über. Die Probenzeit beträgt 4 Monate unter optimalen Bedingungen. Es gibt einen zu Beginn von der Regie mit allen Beteiligten abgestimmten Probenplan, der bis hin zur Premiere alle Proben auflistet, er ist verbindlich und wird eingehalten, so klappt das zu bewältigende Pensum auch und führt zu erfolgreichen Premieren, am 14. Oktober gerade zur letzten fulminanten Premiere von „Männer“ .
Unser Theater bietet einen Ganzjahresspielbetrieb, dessen Darsteller und Darstellerinnen bestes Amateurtheater bieten, auch die Professionellen haben schon lange ein Auge auf uns geworfen…! Einzelne Ensemblemitglieder besuchen Kurse, um sich weiterzubilden und weiterzuentwickeln, das spürt der Zuschauer und anerkennt es. Er toleriert inzwischen auch Stücke, die nicht unbedingt seinem Geschmack entsprechen, weiß um die Notwendigkeit eines abwechslungsreichen Spielplanes, freundet sich also mit Neuem an und kündigt uns deshalb nicht mehr gleich seine Treue auf! Der Erkennungswert mit „seinen“ Schauspielern ist hoch, der Zuschauer hat sich im Laufe der Jahre mit seinem Theater identifiziert, es liegt zudem bequem quasi „vor der Haustür“, es bietet unterschiedliche Genres für alle Altersklassen und in jeder Jahreszeit, Kindergartenprogramm, Jugend und Junge Erwachsenenprogramm.
Warum soll der Zuschauer gerade hier ins Theater gehen?
Weil es uns gelungen ist, dass 40-50 Leute ihr Hobby so gestalten, dass viele, viele andere daran große Freude haben und wir so das Theater im Laufe der Jahre über die Grenzen hinaus bekannt gemacht haben. Mein Engagement ist groß, das meines Ensembles und unserer Unterstützer noch grösser, die Anerkennung und Akzeptanz der Bühne groß das sorgt für eine sehr gute Auslastung und Auszeichnungen. So durfte ich für meine deutsch französische Kulturkooperation den Badisch-Elsässischen Kulturpreis (General- und Regionalrat der Fondation Entente Franco-Allemande unter Ancien Ministre André Bord) entgegen nehmen.
Wäre das nicht einmal einen Ausflug wert? Einen Ausflug in die herrliche Ortenau mit anschließendem Theaterbesuch?
Herzlichen Gruß
Ihre
Cornelia Bitsch
Vorverkauf und Kartenreservierung
TICKET HOTLINE OBERKIRCH
Tel.: 0800 911 811 711 und Bürgerbüro der Stadt Oberkirch Tel.: 07802/82700
Burgbühne Oberkirch
‘s freche hûs
Apothekergasse 7
77704 Oberkirch
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Marion Hofmann (Sonntag, 06 November 2016 20:11)
Hallo Cornelia,
erst durch diesen informativen Blog weiß ich, dass Du nicht nur in Baden-Baden aktiv bist, sondern auch federführend in Oberkirch wirkst. Klasse! Du machst mir Lust auf einen Ausflug zu den "Männern" ins "freche hus". Und so werde ich für Sa. 11.03.2017 vier Karten reservieren. Mit meinem Mann und meinen Eltern habe ich diesen Vorstellungstermin soeben vereinbart.
Lieber Gruß
Marion
Beatrix Posselt (Montag, 19 Dezember 2016 12:35)
Herzlichen Glückwunsch zu deinen Leistungen und Erfolgen!
Liebe Grüße
Bea